Liebe:r Lesende

Willkommen bei Worte am Waldrand!

Alles darf sein. 15 Zeichen – 9 verschiedene Buchstaben – 3 Wörter, die einfach auszusprechen sind, in der Umsetzung aber wahrlich schwer wiegen können. In guten Momenten- und damit meine ich Augenblicke, in denen ich mich ausgeglichen und gewappnet fühle, mich dem Alltag und seinen Herausforderungen zu stellen- sagt sich das recht leicht: Alles darf sein. Es gibt keine Änderungswünsche meinerseits, ich lasse mich leichten Herzens mit dem Strom des Lebens treiben, fühle mich eins mit mir und der Welt. Im besten Fall schweben sogar ein paar rosa Wölkchen am Himmel. Was aber, wenn ich mich unsicher, müde, gestresst oder hilflos fühle und dann etwas Ungeplantes und Unerwünschtes auftaucht? Dann ist das „Alles darf sein“ eine wahrlich herausfordernde Herkulesaufgabe. In der Regel ist dies bei mir der unweigerliche Startschuss für ein erbittertes Wortgefecht zwischen zwei meiner inneren Stimmen.

Stimme 1 (total genervt) Was ist das* denn, bitteschön?! So hab ich mir das aber überhaupt nicht vorgestellt!

Stimme 2  (neutral und realistisch) Es* ist nun mal aber so.

Stimme 1  (wahlweise trotzig oder weinerlich) Das will ich aber so nicht!

Stimme 2 (sachlich und ungerührt ober der Emotionalität von Stimme 1) Es ist wie es ist. Daran lässt sich nun einfach gar nichts ändern. Akzeptiere es einfach.

Stimme 1  (laut und schrill) Akzeptieren?! Ich will das nicht akzeptieren! Und was genau soll hier jetzt bitteschön einfach sein? Gar nichts ist einfach!! Es ist anstrengend und energieraubend, wenn es nicht so ist, wie ich es gerne hätte!

So kann es beliebig lange weitergehen. Bis sich plötzlich eine Stimme aus der Tiefe der Weisheit bemerkbar macht: „Alles darf sein“. Die beiden Stimmen halten inne und lauschen den drei Worten. Es wird ganz still. Jede hängt ihren Gedanken nach und versucht zu verstehen. Stimme 1 spürt auf einmal eine wohltuende innere Ruhe. Der Atem wird ruhiger und tiefer. Sie lehnt sich zurück und kann nun aus Distanz auf die ungewünschte Tatsache blicken. Sie merkt überrascht, wie entspannend es ist, die Dinge erst mal einfach so zu nehmen wie sie sind. Der Drang, die Umstände zu bewerten – im Sinne von: das darf sein und das darf nicht sein- wird immer schwächer. Nach ein paar Augenblicken (gut, manchmal sind es auch mehrere) an diesem Ort ist es mir dann möglich, zu entscheiden, was nun wirklich wichtig ist. Fragen wie: Wie will ich mit dieser Situation umgehen? Welche Bedürfnisse gilt es jetzt zu berücksichtigen? tauchen auf. Und genau hier kann ich dann stimmige Entscheidungen fällen und entsprechend handeln. Vielleicht braucht es eine Anpassung des Tagesprogramms, vielleicht ist es an der Zeit, eine undienliche Einstellung über Bord zu werfen…oder… Da meldet sich Stimme 2 wieder zu Wort.

Stimme 2  (liebevoll an Stimme 1 gewandt) Und weißt du, wenn du es mal nicht schaffst, wenn sich alles in dir sträubt, dann ist das auch okay. Weil: Alles darf sein.

mit herzlichen Grüssen von der Waldrandschreiberin

 

*“Das“ und „es“ steht hier stellvertretend für jede x-beliebige Situation, die wir so gar nicht wollen. Suche dir eine für dich passende aus!