Liebe:r Lesende

Willkommen bei Worte am Waldrand!

Heute Morgen war es soweit. Es ist Sonntag und morgen wird es Montag sein. Das Ausschlaggebende: Heute ist ein Sonntag in den Ferien und morgen wird es ein Montag im Alltag sein. Noch mit geschlossenen Augen im Bett liegend spüre ich ihn ganz deutlich – schwer und neblig wabert er um mein Bett, erfüllt den Raum mit Melancholie und Wehmut. Er wartet nur darauf, dass ich den Tag endlich beginne und er ihn mit mir verbringen kann. Ich öffne nun auch die Augen, ein wenig später den Mund und benenne das Offensichtliche: „Da ist er nun also wieder- der Ferienende-Blues.“ Stille. Dann mein Mann: „Und was unternimmst du nun dagegen?“

Darauf fehlt mir grad die Antwort. Darum halte ich erst mal Rückschau auf die letzten Wochen voller bunter Ferienerlebnisse. Der Sommer mit seiner Intensität scheint diese jährliche Auszeit vom Alltag noch erheblich zu steigern. Fragen wie: Warum ist das jetzt schon fertig? Wie wäre es wohl, jetzt gerade mitten in den Ferien zu sein? Habe ich die Ferien genug genossen? Was hätte ich noch alles machen wollen? geistern durch meine ebenfalls langsam erwachenden Hirnzellen. Ich lasse sie geistern. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es sich nicht lohnt,  Antworten auf diese Art Fragen zu suchen. Ihnen fehlt jegliche Eigenschaft, mich weiter-zubringen. Im Gegenteil, sie verwandeln den Ferienende-Blues in eine düstere, gestrenge und unzufriedene alte Tante, die mit erhobenem Zeigefinger auf meinen Urlaub hinabblickt, und mir aufzählt, was ich alles hätte besser machen können. Nun etwas wacher richte ich meinen Fokus auf das, was war und was jetzt noch davon spürbar ist.  Von den Ferien, dieser Zeit, in der meine innere Uhr den Tagesrhythmus bestimmt, ich verweilen und ausgiebig geniessen kann. Ferien – welche mir viel Raum bieten, um auf innere Impulse zu hören und ihnen nachzugehen. Mein Kopfkino startet, vor meinem inneren Auge ziehen all die Ferien-erinnerungsbilder vorbei und ich lasse mich von den vielen beglückenden Momenten berauschen. Ein warmes, tröstliches Gefühl macht sich in meiner Brust breit: Es ist die Nachfreude! Sie besteht aus viel Glück und Dankbarkeit.

Und um nun auf die Frage von meinem Mann zurückzukommen: „Ich heisse ihn willkommen- den ‚Ferienende-Blues’!“ Getragen von seiner melancholischen Melodie feiere ich heute mit ihm und allen, die mit dabei sein wollen diesen Übergang von Ferien zu Alltag.

Im Laufe des Tages ein kurzes Innehalten-psst… ja, er ist leise aber deutlich zu hören: der Lockruf des Alltags. Das Erinnern, dass es da Aufgaben gibt, denen ich von ganzem Herzen gerne und mit viel Freude in einer wohltuenden Regelmässigkeit nachgehe. Und ich spüre ein warmes und zufriedenes Gefühl im Herzen: Es ist die Vorfreude! Eine Mischung aus Aufregung, Neugier und einer Prise Abenteuer.

mit herzlichen Grüssen von der Waldrandschreiberin